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Fazit XC-Saison 2019

Fazit XC-Saison 2019
Der Familienurlaub steht an und wie all die Jahre zuvor schon üblich geht Anfang August meine Streckenflug-Saison zu Ende. Einmal mehr konnte ich mein alljährliches, unspektakuläres Saisonziel „Besser fliegen als das Jahr zuvor“ erreichen, indem ich eine noch nie dagewesene Dichte an Flügen über die 250er FAI-Marke abgeliefert hab. Gleich sechs mal an der Zahl ging es über die Marke, die mir vor vier Jahren noch den WXC-Titel gebracht hatte. Leider war kein 300km+FAI-Dreieck dabei, aber es ging gleich drei mal verdammt nah dran: einmal von der Grente aus und gleich zwei mal vom XC-Homestone Stoderzinken.

Durch meine Entscheidung, mich im Bereich Business Intelligence mit meiner Firma Business Insights Consulting selbständig zu machen, arbeite ich nun zwar deutlich mehr als vorher, aber ich konnte gefühlt erstmals alle guten Streckenflugtage des Jahres nutzen!
Ein Blick ins Flugbuch zeigt, dass die Entscheidung auch aus sportlicher Sicht goldrichtig war, die Ära der fixen Arbeitszeiten hinter sich zu lassen.
So gingen sich in 2019 insgesamt 22 Flüge aus, davon

  • 10 Streckenflüge, dabei nur 1 Mal auf dem Weg zum 300er abgesoffen
  • 3 Liga-Tasks

Der Rest waren Vereins-Ausflüge und kurze Trimmchecks mit meiner neuen Enzo3-Orchidee.

Erfolgsfaktoren 2019:

Ich schreibe die erneut gesteigerte Flugausbeute diesmal vor allem zwei speziellen Umständen zu:

  • Teamflüge mit top Weltcup-Piloten
  • Mein neuer Schirm Ozone Enzo 3

@Teamflug:
Klar wird mit jedem Flug der Erfahrungsschatz ebenfalls erweitert, aber was wirklich zählt beim Versuch die Tage auszureizen, ist allzeitige bestmögliche Effizienz beim Fortbewegen durch unser unsichtbares Medium Luft. Kein einziges der großen Dreiecke wäre annähernd so weit gegangen, wenn ich sie allein gemacht hätte. Mit Alex Schalber und Primoz Susa hatte ich heuer das Glück, die Luft mit zwei Ausnahmekönnern zu teilen, die auch über den ganzen Tag die Standfestigkeit und Motivation haben, auf ihren Competition Class Gleitsegeln mit mir durch die Luft zu pflügen. Keine Selbstverständlichkeit in Wettkampf-Kreisen!
Bin ich allein unterwegs und zum Beispiel in 3m/s integriertem Steigen unter einer Wolke such ich ganz einfach nicht nach noch besserem Steigen, sondern kurbel dann ganz gemütlich diesen schönen Bart bis zur Basis. Bin ich jedoch mit den Jungs unterwegs schwirre ich doch mit etlichen Suchkreisen ausschweifender umher, um vielleicht noch besseres Steigen zu finden – genauso wie die Mitflieger! Das Risiko ist kleiner, den Bart zu verlieren, da immer einer drin bleibt. Und so kam es heuer nur allzuoft vor, dass halt dann doch irgendwo noch ein 4+m/s-Barterl wo rumstand…
Diesen Vorteil über den Tag addiert in xfacher Manier gemeinsam ausnutzen macht nicht nur viel mehr Spaß, sondern bringt einen in bis zu 12 Stunden Flugzeit ECHT spürbar weiter – und zwar BEIDE Piloten!

@Enzo3:
Beim Flug mit Alex Schalber am 20.4.19 waren wir mit 94% Teamfluganteil wirklich den ganzen Tag dicht beinander und konnte so erkennen, dass der Enzo 3 auch auf Strecke – nebst seiner besseren Steig- und Gleitleistung – einen absolut stabilen und wenig bösen Eindruck macht: Kaum ein Ohrenwackler in wilden Bärten und auch sonst schien er nicht übergebührend viel Pilotenaufmerksamkeit abzusaugen. So entschloss ich mich dazu, den 250 Flugstunden alten Enzo 3 von Simon Arnold noch im Mai (bei frischen 10cm Neuschnee!) vom Gamper aus zu testen. Die erste halbe Stunde  hatte ich natürlich großen Respekt vor der neuen Hochleistungssichel und wartete bei jeder Thermik bzw. Turbulenz, dass jetzt was is, aber… nix!

Und so konnte ich bald gutes Vertrauen in den Flügel finden und wurde bis heute nicht enttäuscht: Keine nennenswerten Klapper, selten Ohrenwinker. Selbst in wilden Leebärten wie in Sterzing bei Nordlagen hält das Baby exzellent die Spur, steht im Vollgas wie ein Brett ohne Vibrieren, Pumpen oder sonstigem Mist. Das Steigen im Schwachen ist ein Gedicht und egtl. der Hauptgrund für den Wechsel vom Zeno: Mit meinen 109-110 kg Startgewicht war ich einfach zu schwer für die ersten Bärte des Tages. Gerade in diesem Gewichtsbereich finde ich aber den Enzo3M optimal belastet! So komm ich auch zu Haus vom Gamper bei schwächstem Steigen weg. Ein Gedicht und wahrlich große Freude! 🙂

@Scoring:
Dass ich auch ohne Brasilien-Flüge überhaupt weltweit wieder um das Podium mitkämpfen kann, ist einer Regelanpassung beim XContest zu verdanken. Für 2019 wurden in der internationalen Wertung die Faktoren den neuen weiten Flachlandstrecken angepasst. Durch Starts an der Seilwinde kann relativ sicher auch bei sehr hohen Windstärken gestartet werden. Bei diesen Windgeschwindigkeiten an den Brasilianischen Bergen (mit deren zusätzlichen Düseneffekten) zu starten ist dann schon fast gesundheitsgefährdend, aber am Boden von der Seilwinde aus geht’s!
Wäre es bei den alten Punktebewertungen geblieben, wäre die jeweils mit Oktober startende Gleitschirm-Saison jeweils auch schon wieder im November vorbei gewesen, da man nicht mal annähernd an die Flachland-Punkte der Winden-gestarteten 500+km herankommen konnte. Die XContest-Organisatoren führten deshalb kurzerhand den neuen Faktor 1,6 für bis auf 5% geschlossene FAI-Dreiecke ein. Ein Geniestreich, wie sich herausstellen sollte, da nun auch wir Alpenflieger eine Chance hatten, wieder in die TOP5 zu fliegen. Zum Zeitpunkt dieses Blogeintrags wähne ich mich auf dem dritten Platz weltweit! Hätte ich beim letzten Grente-Flug am 23.07. nicht zu stark Richtung 300er gepusht, wäre ich mit meinen Alpenflügen sogar noch auf Platz zwei.
Somit die richtige Initiative, um den weltweiten Streckenflug-Bewerb wirklich über die gesamten 12 Monate spannend zu halten! Bravo XContest!

@Wettkampf:
Die Bewerbssaison stand heuer ganz im Zeichen von großem Wetterpech. 2/3 aller Bewerbe fielen widrigen Wetterbedingungen zum Opfer. Unsere im Ennstal angesetzte Staatsmeisterschaft musste, als auch der Ersatztermin ins Wind-Wasser fiel, in die Lungauer Gegend verlegt werden – und selbst dort waren die Tage von großer Labilität geprägt, sodass die Tasks oftmals frühzeitig gestoppt werden mussten. Die Lungau Open wurden überhaupt abgesagt.
Nach einem windverblasenen ersten Tag beim Greim Pokal, konnte ich mich am zweiten Tag zum Zeitpunkt des Rennabbruchs im Spitzenpulk auf dem guten 6. Platz wähnen, was mir im Staatsmeisterschafts-Endergebnis Platz 7 und den 3. Platz in der steir. Landesmeisterschaft einbrachte.
https://livetrack24.com/events/GP2019/results

Die weitesten Flüge in der Retrospektive:

Bei noch tiefverschneiten Tauern ging es zum XC-Saisonauftakt Ende April einmal 229km und tags darauf sogar 263km rund um unser schönes Stoderzinken-Dreieck. Beide geflogen auf Flow XC Racer, dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt von Flywear.
Am 24. Mai kam dann endlich der erste XC-Einsatz meines Enzo 3. Gemeinsam mit Primoz Susa, Simon Penz und Co. ging es von der Grente aus auf 272 km.
„Und dann schlägt Dein Herz…“ die besten Tage des Jahres am Stoderzinken waren zweifelsohne der 3. und 4.6.: Gemeinsam mit Vereinskollegen Bodo Genz auf seinem neuen Zeno, Primoz Susa und Luki Jagiello hobelten wir die Kilometer runter, dass die Punkte-Späne nur so spritzten.
Komplette Flugberichte mit über 150 Fotos hier (291km) und hier (297km).

Beim zweiten Flug fehlten grade mal 300 Höhenmeter und dann wäre der erste Stoder-300er im Sack gewesen…

Zwei weitere Grente-Ausflüge, die heuer ganz im Zeichen des Pushens der Grenzen standen. Beim ersten Versuch wollten sich Primoz, Standa Mayer und ich Sölden schnappen. War aber durch stabile Luftmasse eher ein Zeitkiller als Kilometerbringer. Beim zweiten Versuch mit zwei weiteren PWC guns Aaron Durogati (ITA) und Stefan Bernhard (GER) gemeinsam auf Tour: Diesmal wollten wir es im Süden wissen und wurden für unseren Optimismus – trotz guter Uhrzeit – eiskalt abgewatscht. „Keiner kam hier lebend raus“…

Die Fotostory mit 70 Bildern von der Timmelsjoch-Verlängerung ist unter http://www.xalps.com/lex/project/grente_190624 abzurufen.
Der komplette Fotobericht mit 65 Fotos vom Süden-Absitzer ist unter http://www.xalps.com/lex/project/grente190723 zu finden.

Zum Saisonabschluss konnte ich endlich die so lange aufgeschobene Zillertal-Premiere zelebrieren. Wieder in illustrer Runde mit Primoz Susa, Aaaron Durogati, Max Eder, Joe Nindl und Günter Willner schauten wir uns die Alpennordseite im Hochsommer bei halbwegser Stabilität und dafür deutlichem WNW-Wind an. Na bumm! Stabil und windig ist dann doch eine hinterliche Komponenten zu viel und so beschlossen Primoz und ich bereits in Zell am See zu wenden und unsere Premiere durch einen sicheren NachHause-Flug zu krönen. 235km standen am Abend zu Buche, mit wieder sehr vielen neuen Eindrücken und lehrreichen Passagen. Ein würdiges Saisonfinale und sicher nicht der letzte Ausritt vom perfekt gelegenen Melchboden…

Hier der Bericht zum letzten XC-Flug 2019 mit 55 Fotos…

Rankings:

Mein Saisonfazit zum 2.8.19 in Punkten:

Streckenfliegen:

  • Weltmeisterschaft: dzt. 3. Platz (und das ohne Brasilienflüge!)
  • Staatsmeisterschaft: 1. Platz
  • Landesmeisterschaft: 1. Platz
  • Vereinswertung: 3. Platz
  • Nationenwertung: Österreich: 1. Platz

Liga:
Staatsmeisterschaft: 7. Platz
Landesmeisterschaft: 3. Platz

XContest: Meine besten 6 Flüge heuer samt den 3 besten für die Landesmeister-Wertung

XContest: Weltweit und Streckenflug-Staatsmeisterschaft

XContest: Nationen und Österr. Manschaftswertung mit meinem Verein Mojo

Während die österr.  Staats- und Landesmeister im Streckenflug so gut wie im Sack sind, ist in der Streckenflug-WM ein Stockerlplatz noch nicht fix. Etliche Schweizer Fliegerasse, die letzten Herbst in Brasilien top Flüge abgeliefert hatten, brauchen nur mehr 1-2 gute Flüge in ihren Schweizer Heimatbergen. Dort geht es traditionell noch thermisch gut bis in den Spätsommer. Es bleibt wie immer spannend bis zum Schluss! 🙂

Vielen Dank an meine Unterstützer, ohne deren Support diese Leistungen nicht möglich wären: business-insights.consulting, OZONE ParaglidersAHT Cooling Systems GmbHNaviterInjoy Liezen, Airsthetik und Flywear.

 

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