Fazit XC-Saison 2019

Durch meine Entscheidung, mich im Bereich Business Intelligence mit meiner Firma Business Insights Consulting selbständig zu machen, arbeite ich nun zwar deutlich mehr als vorher, aber ich konnte gefühlt erstmals alle guten Streckenflugtage des Jahres nutzen!
Ein Blick ins Flugbuch zeigt, dass die Entscheidung auch aus sportlicher Sicht goldrichtig war, die Ära der fixen Arbeitszeiten hinter sich zu lassen.
So gingen sich in 2019 insgesamt 22 Flüge aus, davon
- 10 Streckenflüge, dabei nur 1 Mal auf dem Weg zum 300er abgesoffen
- 3 Liga-Tasks
Der Rest waren Vereins-Ausflüge und kurze Trimmchecks mit meiner neuen Enzo3-Orchidee.
Erfolgsfaktoren 2019:
Ich schreibe die erneut gesteigerte Flugausbeute diesmal vor allem zwei speziellen Umständen zu:
- Teamflüge mit top Weltcup-Piloten
- Mein neuer Schirm Ozone Enzo 3
@Teamflug:
Klar wird mit jedem Flug der Erfahrungsschatz ebenfalls erweitert, aber was wirklich zählt beim Versuch die Tage auszureizen, ist allzeitige bestmögliche Effizienz beim Fortbewegen durch unser unsichtbares Medium Luft. Kein einziges der großen Dreiecke wäre annähernd so weit gegangen, wenn ich sie allein gemacht hätte. Mit Alex Schalber und Primoz Susa hatte ich heuer das Glück, die Luft mit zwei Ausnahmekönnern zu teilen, die auch über den ganzen Tag die Standfestigkeit und Motivation haben, auf ihren Competition Class Gleitsegeln mit mir durch die Luft zu pflügen. Keine Selbstverständlichkeit in Wettkampf-Kreisen!
Bin ich allein unterwegs und zum Beispiel in 3m/s integriertem Steigen unter einer Wolke such ich ganz einfach nicht nach noch besserem Steigen, sondern kurbel dann ganz gemütlich diesen schönen Bart bis zur Basis. Bin ich jedoch mit den Jungs unterwegs schwirre ich doch mit etlichen Suchkreisen ausschweifender umher, um vielleicht noch besseres Steigen zu finden – genauso wie die Mitflieger! Das Risiko ist kleiner, den Bart zu verlieren, da immer einer drin bleibt. Und so kam es heuer nur allzuoft vor, dass halt dann doch irgendwo noch ein 4+m/s-Barterl wo rumstand…
Diesen Vorteil über den Tag addiert in xfacher Manier gemeinsam ausnutzen macht nicht nur viel mehr Spaß, sondern bringt einen in bis zu 12 Stunden Flugzeit ECHT spürbar weiter – und zwar BEIDE Piloten!
@Enzo3:
Beim Flug mit Alex Schalber am 20.4.19 waren wir mit 94% Teamfluganteil wirklich den ganzen Tag dicht beinander und konnte so erkennen, dass der Enzo 3 auch auf Strecke – nebst seiner besseren Steig- und Gleitleistung – einen absolut stabilen und wenig bösen Eindruck macht: Kaum ein Ohrenwackler in wilden Bärten und auch sonst schien er nicht übergebührend viel Pilotenaufmerksamkeit abzusaugen. So entschloss ich mich dazu, den 250 Flugstunden alten Enzo 3 von Simon Arnold noch im Mai (bei frischen 10cm Neuschnee!) vom Gamper aus zu testen. Die erste halbe Stunde hatte ich natürlich großen Respekt vor der neuen Hochleistungssichel und wartete bei jeder Thermik bzw. Turbulenz, dass jetzt was is, aber… nix!
Und so konnte ich bald gutes Vertrauen in den Flügel finden und wurde bis heute nicht enttäuscht: Keine nennenswerten Klapper, selten Ohrenwinker. Selbst in wilden Leebärten wie in Sterzing bei Nordlagen hält das Baby exzellent die Spur, steht im Vollgas wie ein Brett ohne Vibrieren, Pumpen oder sonstigem Mist. Das Steigen im Schwachen ist ein Gedicht und egtl. der Hauptgrund für den Wechsel vom Zeno: Mit meinen 109-110 kg Startgewicht war ich einfach zu schwer für die ersten Bärte des Tages. Gerade in diesem Gewichtsbereich finde ich aber den Enzo3M optimal belastet! So komm ich auch zu Haus vom Gamper bei schwächstem Steigen weg. Ein Gedicht und wahrlich große Freude! 🙂
@Scoring:
Dass ich auch ohne Brasilien-Flüge überhaupt weltweit wieder um das Podium mitkämpfen kann, ist einer Regelanpassung beim XContest zu verdanken. Für 2019 wurden in der internationalen Wertung die Faktoren den neuen weiten Flachlandstrecken angepasst. Durch Starts an der Seilwinde kann relativ sicher auch bei sehr hohen Windstärken gestartet werden. Bei diesen Windgeschwindigkeiten an den Brasilianischen Bergen (mit deren zusätzlichen Düseneffekten) zu starten ist dann schon fast gesundheitsgefährdend, aber am Boden von der Seilwinde aus geht’s!
Wäre es bei den alten Punktebewertungen geblieben, wäre die jeweils mit Oktober startende Gleitschirm-Saison jeweils auch schon wieder im November vorbei gewesen, da man nicht mal annähernd an die Flachland-Punkte der Winden-gestarteten 500+km herankommen konnte. Die XContest-Organisatoren führten deshalb kurzerhand den neuen Faktor 1,6 für bis auf 5% geschlossene FAI-Dreiecke ein. Ein Geniestreich, wie sich herausstellen sollte, da nun auch wir Alpenflieger eine Chance hatten, wieder in die TOP5 zu fliegen. Zum Zeitpunkt dieses Blogeintrags wähne ich mich auf dem dritten Platz weltweit! Hätte ich beim letzten Grente-Flug am 23.07. nicht zu stark Richtung 300er gepusht, wäre ich mit meinen Alpenflügen sogar noch auf Platz zwei.
Somit die richtige Initiative, um den weltweiten Streckenflug-Bewerb wirklich über die gesamten 12 Monate spannend zu halten! Bravo XContest!
@Wettkampf:
Die Bewerbssaison stand heuer ganz im Zeichen von großem Wetterpech. 2/3 aller Bewerbe fielen widrigen Wetterbedingungen zum Opfer. Unsere im Ennstal angesetzte Staatsmeisterschaft musste, als auch der Ersatztermin ins Wind-Wasser fiel, in die Lungauer Gegend verlegt werden – und selbst dort waren die Tage von großer Labilität geprägt, sodass die Tasks oftmals frühzeitig gestoppt werden mussten. Die Lungau Open wurden überhaupt abgesagt.
Nach einem windverblasenen ersten Tag beim Greim Pokal, konnte ich mich am zweiten Tag zum Zeitpunkt des Rennabbruchs im Spitzenpulk auf dem guten 6. Platz wähnen, was mir im Staatsmeisterschafts-Endergebnis Platz 7 und den 3. Platz in der steir. Landesmeisterschaft einbrachte.
https://livetrack24.com/events/GP2019/results
Die weitesten Flüge in der Retrospektive:
- 24: ...und auf geht's zur Querung über St. Johann
- 36: Mit Alex hurtig Richtung Reiteralpe. Endlich wurden die Bedingungen stärker...
- 47: Diesmal nicht so weit Richtung tiefverschneitem Alpenhauptkamm rein - trotzdem wieder HAMMER! Um 16:25 Uhr am Sieberspitz (Hintegrund) gewendet und den Retourweg angetreten.
- 58: #nowords #epic
- 65: Einmal mehr: Was für ein Hobby!
- #01: Buntes Fliegervölkchen, heute mal mit den lokalen Flugschulhoheiten ergänzt
- #8: Beide mit Testern unterwegs: Bodo am Ozone Zeno und ich am Flow XCRacer.
- #6: Bodo vor dem Dachstein-Massiv. Wir haben schon ausreichend Höhe...
- #25: JUHUUU! Tja, was tun mit der Höhe. Nach dem toten Hose beim Kochofen tags zuvor blieb ich diesmal weiter hinten - sprich: südlich - um dem Talwind besser zu entgehen
- #28: ...ist es gleich viel einfacher zum Ausgangspunkt zurückzugleiten 🙂
- #07: Primoz made it to the top - looking forward to his maiden-flight from Grente
- #56: Das geile Teil von Simon - (noch) als Leihgabe - steht auch vollbeschleunigt wie ein Brett: kein Eindellen, kein Wackeln oder schwingen - nix!
- #30: Unsere XC-Horde jenseits des Großglockners - Beim Bereitmachen für den Sprung zurück nach Westen
- #44: Kurt im Flyby
- #49: und runter ging's - ähnlich wie die dutzenden Schneeabbrüche: meine Spur war total NW-Wind überspült und mich spülte es nicht minder schnell wieder tief Richtung Tal raus...
- #59: So, jetzt heißt's konservativ mit der Höhe umgehen...
- #65: http://maps.openaip.net/ zeigt zwei mal "prohibited" - wer liest schon das Kleingedruckte 😉
- #01: Unsere heutige Stoder-Rocksetady-Crew - wieder mal schwer motiviert - gleich geht's loooos!
- #08: Primoz Susa über Altenmarkt #3
- #15: Ungeduldig aus dem ersten (mir zu schwachen) Bart abgeflogen, hab ich - bedingt durch den strammen Ostwind - gleich mal eine richtige Talrodelfahrt gewonnen: am Fuß des Peitingköpfl (südlich des Sonntagshorns) konnte ich mich in einem super Leebart wenigstens wieder zügig nach oben kämpfen. Mittlerweile hat Bodo Genz wieder super aufschließen können (Bildmitte). Weiter im Norden sank die Basis dann zwar etwas ab, die Arbeitshöhe reichte aber noch immer gut, um Meter Richtung Chiemsee zu machen
- #18: Und dann endlich das lohnende Chiemsee-Panorama. Garniert mit genau in Flugrichtung liegendem Bummerl über dem Hochgern - links unten Grassau
- #43: Primoz and the Main Alpine Ridge #5
- #52: Naviter SeeYou immer dabei, wenn's um den Endanflug geht. Ankunft 14m unter Landeplatz - sollte mit Enzo 3 Gleiten im Talwind wohl reichen! 🙂
- #55: Genau gleich wie für Luki, dem an diesem Tag nichts und niemand sein Grinsen hätte streitig machen können. Wir alle waren uns einig: "DER TAG DES HERRN 2019!"
- #2: Stoder-Men san very good - insbesondere, wenn wie heute in (Tandem-)Damenbegleitung; 9:15 Uhr und das Ennstal beginnt zu 'arbeiten'...
- #29: Chris mit seiner formschönen Rennsichel #2
- #30: Die Höhe reichte wieder, um zum erhofften noch besseren Bart am Gurnwandkopf vorzustechen, Fuschei blies zum Angriff! 😉
- #37: Die Höhe passt, die Bummerl (weiiit) vorne würden passen, allein die Zeit war schon wieder (zumindest für mich zu) fortgeschritten für die Hauptkammquerung - und gerade erst gestern hab ich ja wieder erfahren müssen, wie wichtig der allerletzte Bart im Ennstal dann ist...
- #50: Somit wieder etwas enttäuscht, an diesem Rätsel erneut gescheitert zu sein, gewendet und die Rückreise Richtung Stoderzinken angetreten. Trotzdem super-happy mit dem genialen Tagerl, das mir in der Endabrechnung knapp 297 FAI-Kilometer schenkte!
- #51: Zum Abschluss noch den Enzo 3 reingeswoopt und damit den grandiosen Flugtag beendet. Foto von Gerhard Peuker. Man beachte 19:30 Uhr und hinten baut es noch immer - aber leider halt nicht im Bereich Sölktal...
Komplette Flugberichte mit über 150 Fotos hier (291km) und hier (297km).
Beim zweiten Flug fehlten grade mal 300 Höhenmeter und dann wäre der erste Stoder-300er im Sack gewesen…
- #2: Im Frühtau zu Berge... High Spirits bei PRimoz Susa, Bodo Genz und Joe Nindl!
- #10: Bodo im Closeup 4
- #21: Wir kurbelten ein wenig miteinander bevor sich unsere Linien wieder trennten
- #42: Selbst an den verheißungsvoll aussenden SW-Flanke gab es maximale Steigwerte von 1-1,5m/s zu melken - ein Geduldspiel... ...und das zur besten Zeit des Tages! *argh*
- #58: Im Linkswalzer um die Wolken rum - genial! 🙂
- #65: Für den Folgetag fuhren wir wieder an die Alpennordseite zum Stoderzinken. Um 7 Uhr - bereit zur Auffahrt - hab ich aber nochmal das Wetter gecheckt und es als zu stabil für was Großes eingeschätzt. Somit haben wir uns gemütlich in ein Café gesetzt und den gestrigen Wahnsinn nochmals revue passieren lassen. Was gibt es Schöneres, als einen like-minded Wingman zu haben, mit dem man seine Erinnerungen in derselben Intensität teilen kann? Priceless! #BlondiesOnTour Durch diesen Flug gelang es mir, meinen letzten richtig schlechten Flug aus der 6er-Wertung zu kicken. Somit lachen hier die zwei lt. XContest-Zwischenwertung weltweit besten Streckenflieger 2019 vom Foto: Der Champ und sein Tourguide 😉 Jederzeit wieder!
- #6: Der erfolgreiche Cloudbase-Mayhem Podcaster im Closeup#1
- #16: Was gibt's Schöneres als die Höhen-Sonne im Gesicht zu haben, gut im Aufwind platziert zu sein und diesen noch mit einem Fliegerfreund zu teilen? PRICELESS! 🙂
- #28: Vor der Querung ins Antholzer Tal konnten Stefan und ich nochmal gut Basishöhe machen
- #27: und Primoz zur Rechten - was für ein Geschwader! 🙂
- #46: Zumindest kamen wir relativ hoch an und für einen kurzen Moment dachte ich schon, wir werden jetzt nördlich des Wilden Pfaff abbiegen und dort irgendwo aufdrehen oder durchsneaken
- #57: Wieder vereint und auf rund 4100m und 17:15 auf der Uhr waren wir motiviert, tief in die Dolos zu stechen und wir visierten direkt die Wolke vor Aaron und den noch weiter dahinter sonnenbeschienenen Hügel an...
- #60: Gibt's doch! Wir hängten noch satte 1:15 Bastel-Stunden bevor wir endgültig einsehen mussten: Stabilität und Abschattung plus späte Uhrzeit is eine Zutat zuviel... Somit in dem Ski-Resort Arraba - ca. 50km entfernt von Antholz gelandet. Luftlinie wohlgemerkt, denn die Wegstrecke nach Antholz beträgt von dort 1:20 Min *|*
- #62: OK, Autostopp um diese Uhrzeit is nich, Öffis sowieso nicht mehr - also erst mal ein Landebier samt Ladinischem Nudelgericht...
Die Fotostory mit 70 Bildern von der Timmelsjoch-Verlängerung ist unter http://www.xalps.com/lex/project/grente_190624 abzurufen.
Der komplette Fotobericht mit 65 Fotos vom Süden-Absitzer ist unter http://www.xalps.com/lex/project/grente190723 zu finden.
- #2: Die heutige Zillertal-Crew v.l.n.r.: Günter Willner, Joe Nindl, Max Eder, Thomas Jürgen, Lex Robé, Primoz Susa und Aaron Durogati
- #8: Mit diesem Wolfpack konnte es gemeinsam Richtung Brenner gehen. Voraus Günter Willner (Bildmitte), dahinter Max Eder mit rotem brandneuem Leopard und Primoz auf meinem gelb-rotem Zwillings-Enzo
- #14: ...an der wir mit 1400m andockten. Dorte herrschte eine strammer NW-Wind, der auch einigen Piloten an der Hohen Salve zu schaffen machte, darunter auch Aaron, der dort den Lowsave seiner Lebens machte (O-Ton: "von dort wieder wegzukommen geht in 99 von 100 Versuchen schief!") Beim Andocken trafen Primoz und ich eine geniale Entscheidung. Wir würden nicht um jeden Preis versuchen auf die Luvseite zu kommen und dort mit den anderen den Anschluss an die EINE Thermik zu finden, sondern mit Rückenwind mehr potenzielle Thermikspots abzusuchen und auf besser nutzbare Leethermiken zu stoßen.
- #26: Und in dieser Tonart ging es heiter weiter. So nutzten wir immer die NW-vorgelagerten Ausläufer der vor uns liegenden Wolken, welche uns souverän jeweils wieder Richtung Basis hievten
- #32: Unser Zwillingsgespann würde es bei unserer Zillertal-Premiere heute sicher nach Hause schaffen
- #42: Hier vor dem vollen Panorama
- #46: Was is im Süden los? Genialer Anblick in sicherer Endanflughöhe auf die Labilität im Süden
- #49: Selfie-Time: das XC-Gespann des Jahres im Endanflugs-Zuckaus! 🙂
Hier der Bericht zum letzten XC-Flug 2019 mit 55 Fotos…
Rankings:
Mein Saisonfazit zum 2.8.19 in Punkten:
Streckenfliegen:
- Weltmeisterschaft: dzt. 3. Platz (und das ohne Brasilienflüge!)
- Staatsmeisterschaft: 1. Platz
- Landesmeisterschaft: 1. Platz
- Vereinswertung: 3. Platz
- Nationenwertung: Österreich: 1. Platz
Liga:
Staatsmeisterschaft: 7. Platz
Landesmeisterschaft: 3. Platz
XContest: Meine besten 6 Flüge heuer samt den 3 besten für die Landesmeister-Wertung
XContest: Weltweit und Streckenflug-Staatsmeisterschaft
XContest: Nationen und Österr. Manschaftswertung mit meinem Verein Mojo
Vielen Dank an meine Unterstützer, ohne deren Support diese Leistungen nicht möglich wären: business-insights.consulting, OZONE Paragliders, AHT Cooling Systems GmbH, Naviter, Injoy Liezen, Airsthetik und Flywear.