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Fazit Gleitschirm-Saison 2023

Fazit Gleitschirm-Saison 2023
Was für ein Showdown, was für ein Finale der XC-Saison 2023!?!
Die Herrliche August-XC-Lage hatte noch mal geniale Hammertage parat. Die Gletscher hatten ihr kürzestes Minirockerl an und ermöglichten damit tragende Linien tief in die Hochgebirgswelt, die sonst normalerweise meist nur Abwind parat haben. 2 Groß-XC-Flüge fehlten noch, um die Sensation perfekt zu machen: Der erste Pilot, der es mit einem EN-C Schirm auf das Podium der weltweiten Streckenflug Gesamt-Wertung schaffen könnte.

Am 21. August war das spätsommerliche Top-XC-Wetter, das die Franzosen mit FAI-Dreiecken jenseits der 300km nochmals perfekt genutzt hatten, endlich zu uns vorgedrungen. Also ein letztes Mal mit den Jungs auf zum Staller Sattel und bei Basis um 4000m die herrliche Panorama-Tour nochmals abreiten. Erste regelmäßige Ablösungen, ich gleich mit den Locals mit raus, um nach 1,5h Stabilitätskrampf endgültig am Boden zu stehen – und nur wenig später hoch über meinen Kopf hinweg wirklich JEDEN zu einer Groß-XC-Runde segeln zu sehen.
Ultrabitter – und sehr charakterbildend!

Dass es dann doch noch ein versöhnliches XC-Ende nahm, dafür sorgte ein anfangs windverblasener Folgetag mit Gewitterneigung, der sich aber zu einem windschwachen und doch noch trockenen Supertagerl entwickelte, an dem ich zumindest eine Standardrunde von 265km FAI drehen konnte – und die angeknackste XC-Seele war so wieder vollends in Euphorie getunkt – WAS FÜR EIN PLOT-TWIST!

Doch der Reihe nach…

 

Wettbewerbsfliegerei

Nachdem der ersten Bewerb Dobrca Open bei unseren Slowenischen Freunden sehr gut lief, war ich voll motiviert für mehr: Verletzungs- und Freizeit-bedingt konnten einige vor mir Qualifizierte für das Nationalteam an der Gleitschirm-WM in Frankreich nicht teilnehmen. So rutschte ich in den Österreich-Kader und nahm mit Eli Egger, Alex Schalber, Michael Sommerauer und Markus Grübler am globalen Showdown der beste Gleitschirm-Nationen in Chamoux sur Gelon teil.
Menschlich ein Highlight, waren wir doch mit der aktuell dominierenden „Grande Nation“ im selben Wohntrakt eines Riesengehöfts untergebracht. Nebenan gleich unsere Deutschen Freunde. Es umgab mich eine Aura der sportlichen Exzellenz. Derart angespornt ging ich voll motiviert in den ersten Task, der uns vom berühmten Startplatz St. Hilaire wieder retour nach Chamoux führte. Und à propos führen. Ich drückte ordentlich auf’s Gas und konnte bis 2 Drittel des Rennens im Führungspulk mitfliegen und ihn etappenweise sogar anführen (siehe Video)

Doch unerfahren und etwas over-hyped ließ ich mich im Schatten trotz passablem 1 m/s Bart dazu verleiten tief mit dem Pulk weiter zu fliegen – was prompt zu einem Absteher führte. All die Leading Points für’n Hugo. Anstatt den restl. Task die anderen die „Sucharbeit“ leisten zu lassen. Und so ging es die restlichen Tage auch nicht besser. Manchmal nahmen wir Ösis auch gar nicht richtig am eigentlichen Wettkampf teil, denn gleich mehrfach waren wir unter der Stabilität gefangen, als das Startfenster aufging.

Alles in allem also sportlich durchwachsen musste ich feststellen, dass ich ohne jemand mit Überblick und Funk am Ohr zu schlechte Entscheidungen treffe, um auf diesem internationalen Level Top-Ergebnisse liefern zu können. Die Zeit für Training, Vor- und Nachbereitung hab ich leider seit der Selbständigkeit nicht mehr -> also doch lieber regionale Wettkämpfe im DACH-Raum oder eben Streckenflug.

Der alles überragende Bewerb meiner bisherigen Fliegerlaufbahn war die Teilnahme an der WM in Frankreich. Auch sonst waren restlichen regionaleren Bewerbe immer top organisiert und ein echter Spaß in der Community!

Gerätewechsel

Zu Jahresbeginn wurden 2 neue Wettebwerbsserien für „ENC-Only“ Klasse ausgerufen und ich dachte mir sofort: „Das is für mich!“ Also blind den neuen ENC-2-Leiner Onzoe Photon gleich im Februar bestellt.
Während der WM war bereits auf meiner Fußmatte gelandet, sodass ich super eingeflogen das Baby gleich mal mit auf Tour nahm (oder eher umgekehrt). Der Schirm fühlte sich von Beginn an super-easy an – kein Wunder, wenn man von Streckung 8 auf 6,5 runtersteigt und gleich 2 Klassen downgradet. Klar, beim Endspeed fehlt es gleich mal um 10 km/h gegenüber einem gut eingestellten Wettkampf-Hobel. Dafür kann man mit dem Baby fast immer im Vollgas stehen, weil er zum einen 2-Leiner-typisch super stabil ist – und: „eh net schnell“, also kann prinzipiell schon mal nicht ganz so viel Dynamik im System sein, ganz zu schweigen von der massiv kleineren Verhängertendenz. Ich bemerkte dabei schnell auch eine Veränderung meines Flugstils: War ich vorher aufgrund meiner niedrigen Airtime auf den CCCs immer gleich mal mit dem Steigen „zufrieden“, flog ich nun meist viel Gas bis zum verheißungsvollsten Trigger im Gleitwinkelbereich und lass mich nun nach oben schießen. Das liegt nicht daran, dass ich nicht schon früher gewusst hätte, wo es wahrscheinlich besser nach oben ballert, aber ich wollte mir das eben oft nicht antun.

Durch die Änderung des Flugstils von zurückhaltender zu „brachialer“ hat sich die bei einem Streckenflug für mich erfliegbare Distanz gar nicht groß verschlechtert – im Gegenteil…

Neu im Cockpit war heuer auch der Alfapilot CS. Im selben Format wie das Air 3 aber auf Empfehlung von Daniel Tyrkas hin das günstigere und besser in der Entwicklung beeinflussbare Gerät aus spanischem Haus.

Streckenflug

Die Alpen-Südseite, sonst Garant für die ersten großen Streckenflug-Kilometer des Jahres, ließ sich heuer kein ordentliches Flugwetter entlocken. Nord wie Süd war es ständig vollkommen Wind-verblasen. So gelang der erste große Streckenflug vom Stoderzinken erst am 7 Juni. Cirren-bedingt war der Tag bereits verfrüht zu Ende, doch es reichte für die ersten zarten 220 FAI-km. Ende Juni gelangen mir binnen einer Woche gleich zwei 272 km Flüge. Was auf dem Nummernschild aussieht wie eine Copycat des Vortrags, waren in Wahrheit aber wieder mal gänzlich andere Bedingungen. Speziell am 29. Juni hatte es sehr viel Westwind, was viele Piloten dazu verleitete den Flug abzubrechen. Mit meinem braven Photon und der Gebietskenntnis  konnte ich den ersten Gegenwind-Schenkel gut meistern. Ab dann half der mäßige Nordwestwind auf dem Rest der Strecke: Alpenhauptkamm-Saoring war das erste Mal angesagt. Leider konnte ich aufgrund eines taktischen Flugfehlers die aufgelegte 300er-Möglichkeit nicht nutzen. Ich war ich durch einen Luftraum-Alarm auf meinem Oudie verunsichert, sodass ich den Flug nicht riskieren wollte und landen gegangen bin – und die endlich mal vorhandene geniaaaale Wolkenstraße jenseits des Sölktals nicht nutzen konnte.

Richtig heiß her ging es dann Anfang Juli: An zwei aufeinanderfolgenden Hammertagen konnte ich am 7. und am 9. Juli jeweils rund 315 km im FAI-Dreieck fliegen. Ganz besonderer Leckerbissen dabei war, dass ich endlich mal meinen Plan, Richtung Sölden zu fliegen in die Tat umsetzen konnte – und das gleich zweimal hintereinander; wenngleich auch beim ersten Mal mit eingezogenen Arschbacken knapp über die Scharte. Ab dann ging’s  bei einer Basis von über 4000 m noch Richtung Ötztal. Besonderes Zuckerl dann auch noch das Landen spät am Abend am Staller Sattel, dass keine Selbstverständlichkeit darstellt.

Die Glückseligkeit unter allen Piloten war zum Greifen!

Bis zum Heiß-Kalt zum Saisonfinale – wie eingangs beschrieben – hatte die XC-Saison wieder alle Stückerl gespielt!

Fazit

Schirmwahl:

Die Entscheidung, ausschließlich auf einen EN-C Schirm zu wechseln, hat sich für mich als goldrichtig erwiesen. Früher bin ich zwar auch selten zum praktischen Streckenfliegen gekommen, dafür war ich aber immer mental voll präsent in unserem schönen Sport.

Ich hatte mich früher in vielen freien Minuten geistig und medial im Gleitschirm-Universum bewegt und war zumindest wissens-technisch immer auf Höhe der Zeit.

Mein Interessen haben sich aber zunehmend auf die Vertiefung der Fähigkeiten in meiner Berufung als “Data-Storyteller” und Reporting-Spezialist verlagert: ich bring mir derzeit schon lieber etwas Neues für meinen Beruf bei als über das Machbare beim Wettbewerbs- und Streckenfliegen zu sinnieren.

Mit meinem netten Ozone Photon habe ich das trügerische Gefühl, mit meiner nun doch knapp 25 Jährigen Flugerfahrung, öfter das Maximum des theoretisch Machbaren mit meinem Schirm rauszuholen und kann mich selbst in starken Leebärten oder Wind-zerrissener Thermik viel entspannter Richtung Basis schießen lassen.

In der Endabrechnung eines XC-Tages bin ich dann gar nicht sooo weit hinter der CCC-Fraktion. 

 

Taktisch: Zwei kleine Wermutstropfen hat es doch gegeben: 

Erstens, dass ich am 29.06. auf meine eigenen Heimatrunde vom Stoderzinken zu blöd war, die Lufträume mir anzuschauen und bei einem Alarm für Luftraum E vorzeitig abgebrochen hab. Denn an diesem starken Westwind-Tag wäre es wohl Richtung 300km FAI-Dreieck gegangen…

Zweitens natürlich der oben beschriebene Absaufer bei der letzten Chance des Jahres – sonst wäre die Sensation perfekt geworden: ein EN-C Podiumsplatz bei der weltweiten XContest-Wertung. Fast so vergleichbar, als ob man mit einem Mountainbike bei einem  Straßenrad-Rennen auf’s Podium prescht…

Also es bleiben zum Glück noch Träume für 2024 übrig. 

 

Noch ein Wort zur Leistung:

Man kennt mich ja als Freund und Förderer von Leistung auf vielen Ebenen. Daher hat mit heuer der Staatsmeistertitel mit meinem Mojos besonders gefreut. Vize-Staatsmeister zu sein ist auch suuuper verschmerzbar, wenn der einige Pilot, der einen geschlagen hat der eigene Business Insights Teampilot ist

Generell freut es mich extrem, dass ich die Business Insights Teampiloten-Familie heuer durch den Zugang von Eli und Daniel heuer verdoppeln konnte – vor allem, weil sie nicht nur durch ihre Sympathiewerte, sondern auch in den Bewerbs-Rankings ganz oben punkten!

Abschließend nochmal ein FETTES DANKE an alle, die in der abgelaufenen Saison mit am Berg oder in der Luft waren!

…und für 2024 gilt: ready to rock the skies!

 

Rankings:

Mein Saisonfazit zum 1.10.23 in Platzierungen:

Wettbewerb:

Streckenflug:

  • 5. Platz World XContest – Gesamtwertung
  • 1. Platz World XContest – Serienklasse
  • 1. Platz World XContest – Sportklasse
  • Vize-Staatsmeister
  • Steir. Landesmeister
  • Neue Persönliche Bestleistung: 316km FAI-Dreieck vom Staller Sattel (mit EN-C!)

Mannschaftswertungen:

  • 1. Platz mit Verein Mojo in der Streckenflug-Staatsmeisterschaft mit Werner Luidolt und Norbert Breitler (die besten 3 Flüge, der besten 3 Piloten eines österr. Vereins)
  • 4. Platz Österr. Meisterschaft der Vereine / Bischling
Vielen Dank an meine Unterstützer, ohne deren Support diese Leistungen nicht möglich wären: business-insights.consulting und Flywear.

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