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Organisiert durch Peter und Much trafen wir die slowenischen Locals in Bohinjska Bistrica, wo die Vorfreude auf den heutigen Tag jedem der jungen Cracks aus dem Gesicht strahlte: „No Wind – and in the evening only a little bit from the West!“; „That should help on our way back“, ergänzte Peter die Einschätzung des Tages.
Seinen Bayern am Bahnhof geparkt, ging der 20minütige Ritt zu viert im Espace hoch Richtung Startplatz Sorica los. Die knappe halbe Stunde Fußmarsch vom Parkplatz zum Startplatz in Sorica belohnte uns mit tollem Panorama & bereits konstantem Aufwind.
Die Jungs in der lokalen Fliegerszene waren super-sympathisch, sehr offen und versorgten uns bereitwillig mit einigen Linien-Tipps.
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Nachdem Arduino Persello mit seinem Boom6 um 10:00 Uhr in sportlicher Manier die ersten Kreise in noch enger Vormittagsthermik zog und dabei erste Meter machte, bereiteten auch wir uns auf den Start vor. Peter ging gegen 10:15 Uhr raus, gefolgt von Much und Drusi – ich war 5 Minuten später airborne.
Nach einer Startplatzüberhöhung von etwa 50m startete das berühmte „Ritschen-Reiten“ von Sorica im Pulk mit etwa 10 weiteren Piloten. Anfangs noch mehrmals eingedreht, fasste ich bald Vertrauen in Bedingungen & die einzigartige Location, was mich meinen Geradeausflug-Anteil konstant steigern ließ…
Bild links: Much und Peter beim Alufolie-Auslegen 😉
Bild rechts: Blick auf die Locals und Peter (rechts unten) auf der langen Ridge – vom Vogel (=Bergname) aus.
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Von den Transalpininen kurz zuvor noch auf die Schlüsselstellen eingewiesen, war beim Anblick des beinahe durchgehenden Grats die Umsetzung auch nicht wirklich unlösbar. So warf ich trotz meines normalerweise passionierten Cracks-in-unbekannten-Gebieten-Nachfliegens diesen Grundsatz über Board.
Bereits nach einer halben Stunde hatte sich mein Mix aus sehr hangnaher Linie, engem Schluchtendrehen und meist Halbgas bezahlt gemacht, sodass ein XAlps-Axis-Mercury-Pilot und ich die Führungsarbeit abwechselnd leisteten (bis auf Persello versteht sich, der zu dem Zeitpunkt schon irgendwo war…)
Bild links: selber Spot vom Vogel aus wie Bild 4 oben rechts – nur in Flugrichtung fotografiert…
Bild rechts: Der Ostausläufer des Krn; dem letzten Spitz bevor es zur Querung auf die Stol-Ridge geht…; war an diesem Tag eine Schlüsselstelle, da es nur schwach raufpulsierte -> nur in einem Kamin sehr felsnah (nahe der weißen langgezogenen Schotterrinne) zog es zuverlässig nach oben – und da war ich drin… 😉
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Vor der Querung zum Stol kurz vor 12:00 Uhr war die Devise (=Linie) aber sowieso klar: Höhe maximieren (Basis war hier bei rund 2200m) und rüber zum „Niemals-Kurbel-Grat“, wie Much uns vor Abflug noch eingehämmert hatte.
Nachtrag: Persello hat gezeigt, dass auch 1800m ausgereicht hätten – mit nem Boom6 natürlich 😉
Nun gut: ganz ohne Kurbeln ging´s doch nicht. Als unerfahrener Stol-Flieger folgte ich der einfachen Faustformel: „Wenn >50m unter Grat und Bart >3m/s für mehr als 6s, dann eindrehen“ *g*
Fast den ganzen Stol-& Mt. Chiampon-Grat (~30km) war ich dann vorne weg allein unterwegs, Much mal mehr mal weinger unweit dahinter.
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Ab Mitte des Stol und weiter westwärts stand bereits eine schöne Wolkenstraße, die sich immer stärker ausprägte und zu einem schwarzen 8/8el-Staubsauger mutierte: Ich bin noch nie so oft mit angelegten Ohren so lange geradeaus geflogen. Aus der Liga-Fliegerei erfolgreich abgeschaut: Steigbereich der Wolke einschätzen -> VORHER Ohren rein und mit Gas runtersinken. Ziel ist: Die Wolke an der Basis an deren Ende zu verlassen -> dem wird Speedeinsatz und Ohren-Anlege-Größe angepasst: Wichtig dabei: GERADE LINIE!
Ging mir, wie Much bestätigte, auch tadellos auf. *g*
Bild links: Blick zurück auf den Stol bei der Querung Richtung Mt. Chiampon
Blid rechts: selber Punkt in Flugrichtung West auf den ca 8km langen Mt. Chiampon-Grat
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Diese Kante ging ebenfalls wie im oben beschriebenen Flugstil. Zu Beginn des Grats ging ich dann ein bissl vom Gas, da ich für die Querung über Gemona keinen Plan hatte. Es dauerte nicht lange und von unserem Team konnte Much als erster aufschließen. Zu Drusi hatte ich schon seit dem Vogel nur mehr Funkkontakt und gab brav meine Einschätzungen, sowie effektive Abflugs- & Ankunftshöhen durch…
Mit Much den einzigen benötigten Bart der Ridge im Synchro-Stil gekurbelt, zog er an mir vorbei und wir heizten knapp versetzt & vollgas über Gemona hinweg Richtung Alesso (Bild rechts).
Bild links: Blick zurück nach Osten während der Querung über Gemona. Man sieht schön, wie´s großflächig dicht gemacht hat…
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Ein Wahnsinns-Panorama bot sich uns während dieser Querung:
Bild links: Blick Richtung Süd auf Gemona
Bild rechts: Blick Richtung Nord entlang des Tagliamento?
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Zwischen den 2 Hügeln XXX und San Simeone war der überflogene Stausee Lago di Cavazzo ein besonderer Augenschmaus. Der Südwind schob schön an, sodass wir nur etwa 200m unter Grat am XXX ankamen. Diesen konnten wir schön aufsoaren und am Gratende noch etwas windzerrissen ausdrehen – volle Konzentration! Deswegen auch keine Bilder…
Nun kamen die nächsten Kilometer vollkommen Wald-überzogene Wildernis – an Aussenladung besser nicht mal denken!
War auch nicht notwendig, da es überall recht gut ging. Obwohl ich Vertrauen zu den Bedingungen hatte, überließ ich Much nach 7km am Ende des ersten Grats (wo Peter und Drusi nach uns ihre Wende setzten) wieder die Linienführung und er lotste uns beide mit Bravour bis zum südwestl. Ausläufer des Mt. Valcalda – unser westl. Wendepunkt war somit um 14:15 Uhr gesetzt: 92km Luftlinie von unserem Startplatz Sorica entfernt. WOW – „Jetzt nur noch heimkommen!“ war das klare Ziel.
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Wieder beim XXX angekommen hatte uns Arduino wieder eingeholt (er war weitere 10km ins Niemandsland eingeflogen!) und uns sogleich wieder mit brutal tiefer Linie quasi stehen lassen – extrem!!! Der Mann kennt dort jeden Bart – siehe seine Linienwahl, die man wohl nur mit viel Gottvertrauen oder detaillierten Gebietskenntnissen trifft.
Die Rückquerung erfolgte anfangs mit etwas Vorhaltewinkel gegen den Wind (wirklich notwendig?) im Vollgas zum San Simeone hin, wo der laminare Talwind mit geschätzten 30 km/h die Blätter und Fahnen streng nach schräg-oben zog. 2 x Ansoaren und das Thema war mit 4 m/s im Soaring-Flug erledigt -> weiter zum Mt. Plauris…Bild links: Blick zurück zum XXX, dem 1. Grat westl. von Gemona
Bild rechts: Blick Richtung anzusoarendem San Simeone – und voll durchgetretenem Beschleuniger *g*
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Dort war der Einstieg – wie prophezeit – auch etwas tiefer kein Problem, da auch hier der laminare Talwind mit rund 30km/h schön anstand. An diesem Beginn der Cimon de Mt. Musi-Bergkette dann auch das schönste Erlebnis während des gesamten Flugs: 2 Geier stiegen neben mir auf und zeigten sogar einen vorgelagerten Bart an. Ich schwang mich sofort zu den zweien hinüber. Auch Much sah uns 3 gemeinsam kurbeln und gesellte sich für einige Kreise zu uns -> zu viert jeder mit jedem in ständigem Blickkontakt – a Wahnsinn!!!
Ab Grat-Erreichung bis zum Flug-Ende flog ich dann wieder meine eigene Linie vorne weg. Immer an der Wolkenbasis orientiert ging´s schön dahin und ich sah Arduino wieder zum Stol-Grat nach vor (=Süd) wechseln. Da ich bereits Basis-Höhe hatte und mich eine Wolke am Ostgrat des Mt. Chiampon anlachte (im Bild links das schöne große Bummerl), setzte ich (lt. Much „sehr unüblich“) früh zur Querung zum Stol an – ich sah darin auch eine Chance zu Persello wieder etwas aufzuschließen, um ihn nicht ganz aus den Augen zu verlieren…
Das Saufen bis zum Erreichen des Lee-Barts war auch sehr stark aber die Rechnung ging auf: Ich konnte danach in direkter Linie wieder über dem Stol-Grat Basis-Höhe machen und die Ridge diesmal mit viel Gas und nur 1 Kurbler sehr effizient nutzen.
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Vor dem Ost-Ende des Stol entschloss ich mich wieder zurück zum hinteren Grat des XXX zu queren, da es auf der direkten Linie nicht nach Thermik aussah. Much wählte diese hintere Linie bereits von Anfang an und sparte sich somit eine Talquerung über das Soca-Tal.
Ein vielversprechender Einstieg an diesem Grat war für mich durch extrem nach oben verbogenes Gebäum schön angezeigt. Dies war auch der stärkste Bart des Tages: Mit abgespeicherten Spitzenwerten von 13,4 m/s ging´s Richtung Basis. Da muss man bereits einige hundert Meter vor Erreichen selbiger mit dem Rausfliegen beginnen, um nicht im Beutel dieses Staubsaugers zu Enden!
Nun waren wir alle 3 schön in 5km-Abständen aufgefädelt: Vorne Arduino, in der Mitte ich und Much uns auf den Fersen. Mit dieser Basishöhe ging´s im Direktflug zum Krn, der um diese Uhrzeit wunderschön zeichnete (siehe Bild links). Ich flog jedoch gar nicht die fette linke Wolke an sondern entschied mich für die direkte Linie und den kleineren Cumulus rechts.
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Das linke Bild zeigt den zum selben Zeitpunkt aufgenommenen Shot Richtung West zum Stol.
Am Krn wieder Basis gemacht war das Erreichen des Startplatzes in Sorica mit dem schön anschiebenden Südwestwind ein Kinderspiel und ich konnte auf meinem GPS die geleistente Kilometerzahl entspannt nach oben zählen sehen.
Durch enorm viel Geradeausflug-Anteil dürfte ich diesen Abschnitt wohl am besten erwischt haben, konnte ich doch den Abstand zu Persello auf 4km verkürzen und den zu Much auf 10km vergrößern…
Rund um Sorica waren dann wieder einige Freiflieger zu finden, die mit Hup-Tiraden freundlichen Luftraum signalisierten. Um 17:17 Uhr kam ich mit über 200m über dem Startplatz in Sorica (Bild rechts; von Arduino) an: „Die 200km gehen sich heute definitiv aus“, war mit einem Schlag klar! WOW!
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Ab dem Zeitpunkt war der „innere Gasdruck“ etwas weg und ich beschloss mit der Westkomponente mich einfach so weit wie möglich ostwärts treiben zu lassen.
Zu dem Zeitpunkt waren butterweiche Abendthermik und entspanntes Hügelsoaren wertvolle Aufwindquellen.
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Durch Fokus auf die Wolkenstraße im Bild links, habe ich leider vernachlässigt auf Arduinos Linienwahl zu achten: Ich sah ihn tief über einem unscheinbaren Hügel einsteigen und in einem für die Uhrzeit sehr starken Bart wieder extrem Höhen-Meter machen. Für mich war diese weiter südlich gelegene Höhen-Tankstelle dann keine Option aus zweierlei Gründen: SW-Gegenwind und ich hatte Vertrauen zu „meiner“ Wolkenstraße weiter vorn.
Auf den Hängen, wo sie ablösen musste kam ich „leider“ 😉 deutlich über Grat an, sodass ich nach einigen unergiebigen Suchschlenkern beschloss, die Bartsuche aufzugeben und einfach mit der Resthöhe auszugleiten…
Bild rechts: Gut, wenn man bereits während des Fluges weiß, dass man sein Saisonziel (erster Flug über 200km) nicht nur erreicht, sondern auch bei weitem übertroffen hat -> nämlich sogar eine geschlossene Aufgabe!
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Im Bild links im roten Kreis sieht man meinen Lande-Spot, an dem ich um kurz vor 18:00 butterweich und überglücklich aufsetzte. GESCHAFFT!
Meine Gerätschaft verkündete mir das Resultat noch ohne den Flug selbst heruntergeladen zu haben: 209km waren da dem Feld „Opt“ für die laufend ermittelte Gesamtleistung zu entnehmen – gewaltig… (gewertet am XContest-Server wurden schließlich 207,4km).
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Wie sich bei der Auswertung herausstellte: noch dazu 150m vor Beginn der östlich liegenden großen CTR von Laibach! -> Das 724igste Detail, das bei diesem Flug einfach gepasst hat 😉 (siehe Bild links)
Rechts noch der Blick Richtung Kranj, wo eine halbe Stunde später Much knapp 5km noch weiter östlich aufsetzte. -> Das machten in der Endabrechnung gewertete 212,6km für ihn -> österr. Bestleistung in 2009 bisher.
Super ging’s auch noch Drusi und Peter, die mit jeweils 189,8km & 178,2km auch ihre persönliches Bestweiten in der bisherigen Saison markieren konnten.
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Links: meine gute alte BoomSport-Kiste: Mittlerweile verstehen wir uns echt gut – auch in BigAir wie heute: keine komischen Sachen, keine relevanten Störungen – echt ein Flug (& FLÜGEL) der Sonderklasse!
Die Koordination zur Rückholung aller Verstreuten sollte eigentlich ziemlich aufwendig werden – wenn da nicht die echt ultra-hilfsbereiten Slowenen wären, deren Anführer wohl ich kennenlernen durfte: Hat mich auf dieser Kaff-Straße ein Raumpfleger nach seiner 10h-Schicht aufgelesen, um mich zumindest 6km in seine Heimatstadt mitzunehmen. Es wuchs super Gesprächsklima, das ihn dazu bewog mich über 50km(!) enge Bergstraßen im 40er-Schnitt direkt zum Parkplatz oben bei Sorica vor meine Karre zu bringen – UNBEZAHLBAR!
So konnte ich Much und Peter in Bled abholen und den wenig später in Bohinjska Bistrica per Zug eintrudelnden Drusi mit frischen Backhenderln vesorgen… *g*
Ein genialer Flugtag bei famosen Bedingungen und ner SUPER TRUPPE (Bild links von Much)! Kann´s überhaupt noch besser werden? Vielleicht – aber das nächste Mal zumindest mit a bissl Vorbereitung 😉
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