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19.04.15: 259km FAI-Dreieck von der Grente/ITA

19.04.15: 259km FAI-Dreieck von der Grente/ITA

11 Stunden Flugzeit Mitten im April

Bereits dem Mittwoch, 15. April, beschlossen Walter Wilding und ich eine Chance zu geben. Viele meinten, dieser Tag sei suboptimal, da Warmluft und Saharastaub eine ausgedehntere Runde wohl unmöglich machen und den Aufwand samt Urlaubstag-Verlust nicht rechtfertigen würden – aber für mich überwogen die positiven Aspekte (wenig Wind) und es bestand zumindest die Chance, dass der erste Flug des Jahres zumindest eine kleine Runde im schönen Südtirol hergeben könnte. Zudem war ich zusätzlich motiviert bis in die Haarspitzen, denn nach einigen Wochen Schirm-losen Daseins kam doch am Dienstag endlich mein neues XC-Schiff per Post: ein Ozone Mantra M6!
Der Mittwoch begann dann doch etwas frustrierend, da die Warmluft und Abschirmungen sich tatsächlich hartnäckig hielten. Der Tag wurde nach hinten raus aber immer immer besser – und gab in der Endabrechnung sogar ein 240km-FAI-Dreieck her. Aber viel wichtiger als das Resultat, war das Wie, das Wie… selbst ein „unbeschreiblich schön“ wird den Eindrücken noch immer nicht gerecht. Mann, wie hab ich das Streckenfliegen vermisst!

Darum hier eine kleine Slideshow mit den Highlights vom Mittwochs-Flug:


Warum erwähne ich das? Weil just an jenem Tag Kurt Eder auf seiner Hausrunde faktisch die gleiche Strecke absolvierte, nur viel später beim letzten Wendepunkt in den Dolomiten war. Als Alex Happacher und ich bereits beim Endanflug zurück ins Antholzer Tal waren, konnten wir ihn erst beim Andocken an den Kreuzkofel beobachten.
Ich gab Kurt wenig Chancen, das Ding noch heim zu bringen, doch er schaffte es meisterlich und landete eine halbe Stunde nach offiziellem Sunset um 20:30 Uhr! Und das öffnete mir die Augen, wie lang der Einstieg in die Dolomiten abends Thermik hergeben kann!

Hier unsere Flüge zum Saisonauftakt im virtuellen Doarama-Relief:


Die Prognosen für den Sonntag sahen nicht nur aus Familiensicht besser aus 😉 :
Kaltluft, keine Staub-Grüße aus der Sahara, nur noch oben Schnee und wieder mal sehr wenig Wind.

Wetter:

Repräsentativ: Austrocontrol-Screenshots und XCSkies-Wind


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Man beachte dabei die Prognose der nur zaghaft ansteigenden Basishöhe bis etwa 13 Uhr – die wir für die Grente geflissentlich ignoriert haben… „Grente geht eh früher und besser“ 🙂

Details

Grente

  • Land Region: Ita, Südtirol bei Antholz
  • Startplatzhöhe: 2230m
  • Höhendifferenz: 1000m

Infos unter: paraglidingearth.com

unsere Flüge

zum Downloaden & Nachfliegen:

  • Berni Peßl (262km FAI-Dreieck; 370 Pkt; rote Nova-Rennameise 1)
  • Werner Luidolt (245km FAI-Dreieck; 343 Pkt.; rote Nova-Rennameise 2)
  • René Hussler (213km flaches Dreieck beim Premieren-Flug; 257 Pkt.; Niviuk Icepeak 7pro violett)
  • Markus Eder (253km FAI-Dreieck; 354 Pkt.; Ozone Mantra M6 weiß-grün)
  • Lex (259km FAI-Dreieck; 363 Pkt.; Ozone Mantra M6 weiß-lila (noch 😉 )

Die weitesten Flüge des Tages auf XContest

Die weitesten Flüge von der Grente aus: auf XContest

 

Die 3D-Show:

Unsere Flüge vom 19.4. zum Nachfliegen im virtuellen Doarama-Relief:


doarama_259Grente

Die Story:

1: Obersteirische XC-Hochkaräter beim Aufstieg: Werner und René 2: Blitzblauer Himmel lachte herunter auf die Vertreter von XC-Styria und XC-Abtenau Am Wochenende mal fliegen zu können hat schon was Besonderes – nämlich Entspanntes! Anreisen an die Grente unter der Woche passieren meistens unter großem Zeitdruck. Spät raus aus der Arbeit, Zeug herrichten, Family-Hallo etc. Demenstprechend spät kommt man im Antholzer Tal ins Feld-Bett und geht schon mit kleinem Schlafdefizit in den folgenden potenziellen Streckenflug-Tag…
Aber nicht so diesmal: René Hussler, Werner Luidolt und ich bildeten das Obersteirische Trio-Infernal und rollten am Samstag-Nachmittag gemütlich gen Süden. Nach ausreichend Schlaf im frostigen Antholz (René schlief sogar im Freien!) machten wir uns gegen 6 Uhr auf den Weg bergwärts.
Mit kleinem Zwischenstopp auf der Grente-Alm, die uns bei tiefblauem Himmel empfing. (Bild rechts; XC-Styria I + die 2 Abtenauer Streckenjäger Andi Pranieß und Markus Eder)
3: Seite an Seite mit Markus Eder mit Blick auf den Eingang ins Antholzer Tal 4: Blick zurück ins Antholzer Tal kurz vor dem Staller Sattel aus Schlag 9:30 Uhr starteten Berni Peßl und ich raus und konnte die zarten Aufwinde nicht nur zum Halten nutzen – Es ging also rechtzeitig für was Großes los!
Gleich zu Beginn bei den noch schwachen Bedingungen offenbarte sich der Vorteil des neuen M6 und anderer Hochleister wie Renés Icepeak7Pro. Wir konnten die Invasion der roten Nova-Rennameisen (etwa an die 6-7 gleiche Schirme zur selben Zeit im selben Bart *g*) hinter uns lassen und uns zäh aber doch Richtung Staller Sattel vorarbeiten.
Bild links: Seite an Seite mit Markus Eder mit Blick auf den Eingang ins Antholzer Tal; Bild rechts: Blick zurück ins Antholzer Tal kurz vor dem Staller Sattel aus
5: Staller Sattel auf 12 Uhr 6: Defreggen-Tal, die Erste: Max zieht voraus Die Thermik zog noch nicht richtig durch – und wollte man höher als 2500m hatte man nur Zeit versemmelt. Dennoch muss man irgendwie über den Pass (Bild links), was dann auch mit ca. 100m Clearance gelang.
Das Defreggen-Tal ging zwar überall, aber nirgends wirklich gut und so kamen wir mit überschaubarem Schnitt Richtung Huben voran.
Im Bild rechts unten: Max zieht voraus
7: Anschluss nach Huben-Querung 8: Berni, der alte XC-Fuchs, holte uns vor dem Großglockner noch souverän ein Die Huben-Querung nahmen wir mit knapp 2600m erst kurz vor Mittag in Angriff. Dafür reichte die Höhe um halbwegs gut Anschluss zu finden (Bild links).
Während unser Mini-Pulk bestehend aus Max, René und mir entlang des Reliefs Richtung Norden zog, nahm Überflieger Berni wieder die Diretissima Richtung eines unscheinbaren Schihügerls, klinkte sich in die fetteste Thermik der Gegend ein und war ruckzuck auf unserer Höhe. Er hatte uns durch diesen Geniestreich faktisch 10 Minuten abgenommen. FAMOS! (Bild rechts)
9: Mit Berni im Anflug auf den Großglockner 10: Mit Max im Schlepptau auf dem Weg zum Großglockner Nach kurzer intAIRner Abstimmung beschlossen wir noch weiter zum Großglockner zu fliegen. Berni vorne weg (Bild links), dann ich – und Max hinterher (Bild rechts)
11: Wendepunkt 2km vor dem Großglockner 12: Blick vom Fuße des Großglockners Richtung Kals Ca. 2 km südlich des Großglockners setzte ich dann meine Wende noch etwas weiter und versuchte wieder zu Max und Berni aufzuschließen, was leider beim Vorhaben blieb…
Der Versuch die Jungs tief einzuholen bescherte mir unlustige Talwind-Spiele ohne echte Prallhang-Nutzbarkeit – und war rückblickend betrachtet die einzige kleine Baustelle des Tages. Zeitverlust ca. 10 Minuten…
Bild links: Der Großglockner in voller Pracht, Bild rechts: Blick in Flugrichtung vom Großgloßglockner Richtung Kals.
13: Staller Sattel mit dieser Höhe kein Problem! 14: Auflug auf die Gitsch-Querung mit Max Eder (links unten) Der Tag ließ ab 13 Uhr Höhen um die 3000m zu und erst vor der Querung zum Staller Sattel drehte ich mal wirklich ans Limit mit 3500m, um optimal gegen den typischerweise W-Gegenwind-überströmten Staller Sattel voranzukommen. Dies gelang sichtlich gut (Bild links) und die Querung über das Tauferer Tal und die Schlüsselstelle zum Gitsch gingen sich schön aus.
Im Bild rechts mit Max Eder auf dem Weg zum Gitsch.
15: Sterzing-Querung mit Eingang ins Ridnaun-Tal - ebenfalls hoch genug 16: Wendepunt 2 im Talschluss des Ridnaun-Tals Die Bedingungen verbesserten sich und ich konnte gut weiter pushen und spurte voraus Richtung Ridnaun-Tal.
Bild links: Querung über Sterzing zum Rosskopf.
Bild rechts: Der noch schneebedeckte Ridnaun-Talschluss, wo ich meine 2. Wende um exakt 16:30 Uhr setzte.
17: Ridnaun Richtung Sterzing: Die Jungs müssen erst wenden... 18: Kurbeln mit Oliver vor dem Anschluss an den Kreuzkofel Endlich Rückenwind – und die Jungs noch im Anflug auf ihren eigenen WP (Bild links).
Das Retourfliegen Richtung Lüsen ging damit gut und unspektakulär über die Bühne, wenn auch nicht ganz optimal, da ich in der Höhe keine starken Bärte fand.
Lüsen selbst präsentierte sich gemäß der Uhrzeit schon etwas schwach und so kamen wir wieder alle zusammen und waren ca. 8 Piloten die jede Geländefurche nach einem guten Lüsen-Exit abgrasten.
Mir war das 0,5-1m-Steigen mit zu viel Zeitverlust verbunden und ich entschied mich wie am Mittwoch zuvor für die Variante „Umweg über Kronplatz, dafür doppelt so gutes Steigen„, die gut funktionierte.
Oliver Forer gesellte sich ab da zu mir (Bild rechts) und wir suchten gemeinsam…
19: Mit Olli die letzten Höhenmeter vor dem Anschluss an den Kreuzkofel 20: Abflug vom so spät noch Thermik-bringenden Kreuzkofel: DANKE und Farewell …den Anschluss an den Kreuzkofel.
Und wie am Mittwoch bei Kurt Eder: DER KREUZKOFEL HATTE SEINE THERMIK-BAR SO SPÄT NOCH GEÖFFNET!!!
Ich setzte bei ca. 15-20km/h NNW-Windunterstützung meine Wende noch so weit Richtung Süden, wie ich für den sauberen FAI-Sektor benötigte. Und keinen Meter weiter. Zu groß war der Respekt vor dem starken Wind der sich unbarmherzig seinen Weg durch die zerklüfteten Felsgebilde suchte und die einschlafende Thermik zunehmend zerrissener machte. „Nochmal voll konzentrieren“ war das Motto…
…und die Rechnung ging auf: In einem windgeschützen Platzerl konnte ich die rettende Höhe tanken und so ein letztes Mal auf 3240m (Bild rechts: die letzte Sonnenthermik) aufdrehen…
21: Endanflug mit Max vom Kreuzkofel aus Richtung Nord 22: Hanspeter und Olli nehmen die gerade - und finden dennoch Umkehrthermik auf ihrer Spur ins Antholzer Tal …bevor ich mit Max (Bild links), Olli und HansPeter Gasser gemeinsam den Endanflug Richtung Antholzer-Tal antrat…
Zu viert suchten wir unsere Spur, um es mit möglichst wenig Sinken zumindest um den Piz da Peres zu schaffen, der die letzte natürliche Talsperre Richtung Auto darstellte. Wir hätten wohl keine 20m tiefer sein dürfen. 🙂 FREUDE!!!
Olli und HansPeter setzten direkt zum Endanflug an…(Bild rechts)
23: Berni dreht spät noch hoch auf in der Umkehrthermik 24: Diesmal tatsächlich NACH SUNSET erst im Endanflug …während vor uns Berni (Bild links) und wenig später Max und ich eine Umkehrthermik ausgraben sollten. Dem Mittwoch sein dank war ich gut gebrieft bzgl. der tatsächlich erlaubten spätesten Landezeit für Antholz: Von offzieller Seite her wusste ich, dass ich an diesem Tag um spätestens 20:30 Uhr meine Füße am Boden haben musste. So genoss ich das rumcruisen auf einer Fläche von ca. einem Quadratkilometer, wo alles stieg.
So machte ich Meter um Meter, bevor ich mich um 20:05 Uhr andgültig auf Richtung Landeplatz machte…
…und es trug noch immer: Magic Air im Pustertal sei Dank!
Wohlwissend hier was ganz Besonderes genießen zu dürfen, nahm ich meine Sonnenbrille ab und suchte mir ein gefahrloses Plätzchen zum Landen. Ohne Überland-Leitungen, Zäune und dergleichen. Und ja: die Regelung ca. eine halbe Stunden nach Sunset wirklich am Boden stehen zu müssen macht wirklich Sinn, denn trotz meiner guten Augen waren Geländetails kaum mehr auszumachen…
25: Landung bei Nachteinbruch: Das Foto wurde künstliche nachbelichtet :-) 26: 259 FAI-Kilometer - neue persönliche Bestleistung Ich konnte den Peak3 von HansPeter neben der beleuchteten Straße identifizieren und landete um 20:28 Uhr direkt neben ihm ein.
UFF! 11 Stunden Airtime mit 259 FAI-Kilometern meine neue persönliche Bestleistung – und das Mitte April. Erneut ein fliegerischer Leckerbissen im schönen Südtirol, der wirklich JEDESMAL noch seine Aufwände 1000fach eingespielt hat.
Let’s do it again buddies!!

Nicht unerwähnt sei Alois Resinger – auch auf Ozone Mantra M6 – gelassen, der bei seinem 249km-Ritt auch wieder eine sehr schnelle Spur hatte – Gratulation zum zweiten Großausflug heuer schon!

Lessons Learned:

Trotz der genial-langen Flugdauer, gibt’s immer was zu verbessern:

  • Direkter die Endpunkte anvisieren: Diretissima zum Großglockner statt Relief-nahem Rumgebummel 😉
  • Ca. eine halbe Stunde nach offiziellem Sunset müssen die Beine endgültig am Boden stehen – eine genaue Tabelle mit den frühesten Start- und spätesten Landezeiten (zumindest für Österreich) gibt´s hier…; Danke Bernd!
    Antholz liegt ungefähr auf Höhe Innsbruck, ist aber südlicher. Daher sind von den IBK-Tabellenwerten ca. 5 Minuten abzuziehen
Hast Du bis hier hin durchgehalten? Dann würde sich mein Gästebuch extreeem über eine kleine Wortspende freuen! *ggg*

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