Speikboden/ITA – 137 km FAI-Dreieck
Wetter-Guru Hörmann hatte für 05.-07. August nochmals für die Jahreszeit sehr gute Streckenflugtage vorhergesagt. Ich konnte mich kurzerhand von Arbeit und Family „freikaufen“ und mit Bingo von den Polster-Fliegern Richtung Speikboden/IT aufmachen. Im ausgebauten T4 ließ es sich wunderbar reisen und nächtigen, sodass wir am Mittwoch gut ausgeschlafen auf die große finale Strecke 2009 Jagd machen konnten. Fantastische Panoramen – speziell in den Dolomiten bei fast (!) makellosen Bedingungen erwarteten uns…
Speikboden
- Land Region: Ita, Südtirol
- Startplatzhöhe: 2350m
- Höhendifferenz: 1490m
Infos unter:
zum Downloaden & Nachfliegen:
- Drusi (146km flach;176 Pkt.)
- Stef (156km flach;187 Pkt. )
- Lex (137km FAI;192 Pkt.)
- und: Daniel Tyrkas mit der Tagesbestweite von 179 FAI-km (250 Pkt.) vom Speikboden aus…
Die weitesten Flüge vom Speikboden aus: auf XContest
Die Story:
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Nach der feuchtkalten Nacht nahe dem Ahrnbach begüßte uns ein tief azurblauer Himmel an der Talstation der Speikboden-Bahn.
An der Bergstation gewährte uns der überaus nette Liftwart einen kurzen Blick ins Internet zwecks Abruf der allerletzten Wetter-Informationen: Nach Auflösung der Restbewölkung vom gestrigen Anreisetag ware leichter Nordwind für die Alpensüdeite vorhergesagt – alles im grünen Bereich – sogar die Basen waren akzeptabel für unser Vorhaben, das erste mal gleich in die Dolomiten vorzudringen.
Bild rechts: Blick Richtung Startplatz… |
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…auf dessen Südost-Flanke sich bereits Stef, Drusi in mitten von viel österr. XC-Prominenz ihr Platzerl gesichert hatten (linkes Bild vlnr: Jo Kronberger, Drusi, Mario Mayer, Peter Wallner, Günther Hutterer aka „Hutsch“, Johann Buchegger aka „Beany“ & Stef).
Nach Startplatzwahl gleich neben Daniel Tyrkas (Gewinner der deutschen Streckenflugmeiserschaft 09) verhinderten Abschattungen und gelegentliche Rückenwind-Phasen einen frühen Start – „vorne muss es wohl schon ordentlich saugen“, war da des öfteren zu hören.
Genug Zeit also, um das gesamte Setup nochmals zu checken und Routenoptionen mit den ebenfalls wartenden Nachbarn einzuschätzen. |
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Um exakt 11:11 Uhr ging ich dann als einer der ersten mit Daniel raus. Während er direkt vor unserem Startplatz blieb und dort Höhe machte, erwischte ich einen guten Einstieg in Hausbart an der Ostflanke. Mit 2950m Exit-Höhe war dann das Rennen um die heutige maximale XC-Distanz eröffnet und die Querung an die südl. gelagerte Rennstrecke kein Thema…
Bild links: erste Cumuli am Windeck (1. südl. vorgelagerter W-O-Grat) zeigten den nächsten Bart sehr gut an und waren ausschlaggebend für meinen frühen Startzeitpunkt.
Bild rechts: Blick zurück auf den Startplatz mit noch wartenden XC-Cracks. |
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Bild links: Blick während der 1. Querung Richtung der nächsten Thermik-Quelle Windeck.
Motiviert durch die phänomenalen Flüge von Chrigel Maurer im Delphinstil auf Grat-Niveau wollte ich mich nicht lange mit dem mäßigen Steigen am Windeck zufrieden geben und gleich Grat-nah schnurstracks Richtung 1. Wende fliegen.
Ein fataler Fehler wie sich rausstellte!!! Denn die nach Süden gerichteten Gratausläufer waren so flach, dass sie sich – aufgrund der schwächelnden Thermik und keinen für mich klaren Abrisskanten – zu unüberwindbaren Hürden mauserten! =-(
Verbrannt war der Vorsprung auf die Mitstreiter und bis ich via Steinspitz wieder Anschluss an die zuverlässige Thermik beim vorgelagerten Grat gefunden hatte, verging nicht weniger als 1 Stunde… – was für ne Baustelle :-((( |
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Bild links: Endlich die unergiebigen Quer-Grate hinter mir gelassen – mittlerweile waren massig Piloten an mir vorbeigezogen. Drusi und Stef hatten zu diesem Zeitpunkt gut 8km Vorsprung – Aufholen war nun um jeden Preis angesagt!
Bild rechts: Blick auf Vinten |
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Nun ging es ziemlich konstant im Halbgas endlich gut voran und so konnte ich auf die Jungs wieder einige Meter gut machen und auf den vor mir fliegenden Pulk aufschließen. Im Team geht´s einfach effizienter und ich konnte weiter Boden auf Stef & Drusi gut machen, sodass uns… |
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…bei Sterzing nur mehr 1 Querung trennte – aber was für eine!!! Knapp 9km liegen letzer Gipfel und der nächste vermutete Thermik-Einstiegspunkt am Rosskopf/Sterzing auseinander (Bild links).
Im Bild rechts: Blick zurück auf den letzten Gipfel vor der Querung, östlich von Sterzing aus ca. 2700mBei Analyse der Gleitpfade wird das Gleitverhältnis zwischen Daniels offenem Stratus WRC, Drusis Trango3, Stefs Peak und meinem BoomSport wieder mal mehr als deutlich: unter der Annahme, dass wir bei der Querung alle zumindest Halbgas geflogen sind, zeigt mein BoomSport schon klare Altersschwächen (sicher auch bereits etwas vertrimmt)… |
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Während der Querung war schon eine deutliche N-Komponente vom Brenner her spürbar, gegen die ich etwas vorhielt. Nahe Sterzing wurde diese dann immer stärker und ich näherte mich vorsichtig dem Abrissbereich, an dem ich die letzten Piloten vor mir aufdrehen sah: Massives Sinken, kurzes Hochreissen gefolgt von Frontstall-Ansatz; beherzt gebremst -> abgefangen, halbe Seite weg – aber auf der gesunden Seite war Druck – und wie!!! Die Kiste aufgestellt und hoch gings im garstigen Leebart (aufgezeichnete 7,5m/s integriert) des Rosskopf.
Bild rechts: hab mich erst die Kamera im obersten Drittel des Barts rausnehmen getraut – aber auch hier noch über 5 m/s im Display…
Danach wollte ich so schnell wir möglich über den Grat auf die Luv-Seite: leider zu tief under N-Wind drückte mich wieder schnell auf die südl. Lee-Seite runter.. SHIT. Nach den ersten 100 Höhenmetern mit kaum Druck im Schirm versuchte ich dann das Lee zu unterfliegen. Sehr hangnah suchte ich meinen Weg teils zwischen Baumwipfeln. 1 x traf ich auf starkes Sinken und nahm bereits meine Beine aus dem Beinsack und machte mich bereit für die Landung auf ner kleinen Waldlichtung. Doch kurz vor dem Aufsetzen hörte das Sinken wieder auf und ich war wieder zurück in Liegeposition – nun hatte ich meine Dosis „Chrigel-Maurer-Stil“ -> eigentlich genug für heute! |
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Drusi gab per Funk durch, dass die Wolkenstraße zum 1. Wendepunkt an der Agglspitze sehr gut saugt. So drehte ich auf annähernd Basis auf und delfinierte Richtung 1. Wende. Den entgegenkommenden Drusi ließ ich noch ziehen, doch als mir Daniel Tyrkas wieder entgegenkam verkürzte ich kurzerhand meine geplante Wende und heftete mich an seine Fersen.
Bei Freienfeld war Drusi in eine Baustelle geschlittert an der ich mehr Glück hatte und konnte dort als 1. einen Bart ausgraben, der uns alle wieder die notwendige Höhe brachte.
Bei Fortezza dann die nächste Baustelle. Gewarnt von anderen Top-Piloten (Much 😉 ) galt es vor der Querung ins Lüsener Tal maximale Höhe zu machen. So waren mir auch die 2870m einer guten Thermikblase nicht genug und wollte noch mehr. Was kam war Durchsinken zwischen Thermiken und die mehrmalige Suche nach wieder höhenbringendem Aufwind. Daniel und Drusi waren längst mit niedrigerer Höhe Richtung Lüsen gequert, während Stef und ich auf der Suche nach irgendwas Brauchbarem elendig lang herumdümpelten. Schließlich querten wir mit ner viertel Stunde Verspätung auf Drusi und weniger Höhe als beim allerersten Versuch *bitter* Richtung Lüsen. Wieder mal entschied der – auch bereits vertrimmte Peak – das Rennen für sich: im Speed UND im Gleiten *bitterDieZweite* |
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Ich stieg grad mal eine Etage über Stef in den ersten Bart ein und hatte Glück, das Stef an dieser Stelle leider nicht hatte. Drusi 1 Bart vor mir zeigte mir mit anderen Vertretern der fliegenden Zunft die Bärte auf meiner geplante Route gut an, sodass ich ihn wenige Kilometer später wieder eingeholen konnte und wir gemeinsam an der Schwelle zum 1. „richtigen“ Dolo-Berg, dem Kreuzkofel, standen. (linkes Bild in der Mitte)
Jo Kronberger kam von links gequert und zeigte, dass die gesamte Sonnen-beschienene NW-Kette des XXX trug. Somit schnurstracks dorthin und was nun folgte waren die genialste Stunde des gesamten Fluges: In starken, großflächigen Bärten (siehe Bild rechts) ging´s Stabi an Stabi mit Flugkamerad Drusi Richtung Süden. |
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Die immer wieder extrem beeindruckenden Formationen der Dolos sind stets ein Hochgenuss! Unter der Basis machte ich noch einige km-Richtung Süden. Es sahr sehr verlockend aus da unten, doch der bereits wieder entgegenkommende Smeyky mit seinem Mantra M3 erinnerte mich daran, dass ich zeitmäßig bereits ans Umkehren denken sollte. So machte ich kurz vor 17:00 Uhr meine südliche Wende. Drusi zog den Punkt noch etwas raus.
Die Basis war nicht nur optisch gut ausgeprägt und saugte zuverlässig und berechenbar. Ich hielt direkt auf den letzten Wendepunkt zu was mich fast ins benachbarte Antholzer-Tal fliegen ließ. Danke an der Stelle nochmal an Drusi, der erkannt hatte, dass ich Richtung falsches Tal unterwegs war – LOL -> definitiv leidet irgendwas unter der langen Flugdauer; zum Glück ist´s ja nur die Orientierung in nem neuen Fluggebiet und nix Ernsteres;-))
Beim Rückflug Richtung Ahrntal hatte ich dann grad mal einige Minuten Vorsprung vor Drusi und etwas mehr Glück bei der Thermik-Suche: östlich vom Kronplatz stand noch ein nettes Bärtchen vor der langen Talquerung… |
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…rechts vorbei an Bruneck.
„Is eh a gmahte Wiesn, weil do schiabt die eh da Süd-West-Wind aufi“, war die einhellige Meinung bei den Flugbesprechungen zuvor. Doch wo war dieser??? Wahrscheinlich neutralisiert, durch das was da noch kommen sollte. Doch alles der Reihe nach…
Mit beinah Nullschieber ging´s also im Halbgas gemütlich Richtung Nord.
Das Wolkenbild war perfekt, die Uhrzeit passte – als die restl. 40 FAI-Kilometer wahrscheinlich reine Formsache.
Angelehnt an die super angeströmten & sonnenbeschienenen Westflanken soarten Daniel und ich die letzten Felsen vor dem Ahrntal auf…. |
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…doch der Nordwind hatte hier ein gehöriges Wörtchen mitzureden: Wann immer wir (4 Schrime) zur Querung weiter ins Ahrntal ansetzen wurden wir wechselweise wieder nach unten gedrückt: der Norwind musste genau hier am Alpenhauptkamm mächtig drüberschwappen und von oben auf unsere Kappen drücken.
Ich nahm mir ein Herz und querte gegen die N-Winde und wollte mich um den letzten Grat rumschwindeln, um wieder auf die Luv-Seite zu kommen und dort Richtung letzter Wende im Osten zu Soaren. Soweit der Plan…
…denn was mich kurz vor dem Scheitelpunkt erwartete war großflächiges, butterweiches Sinken mit leerer Kappe und 2stelligen Minus-Werten am Display. Flucht nach vorn schien trotz Vollgas nicht mehr möglich. Ist doch die zuvor noch als ausreichend erschienene Höhe bei solchen Sinkwerten mehr als schnell verbraten. Ich hatte sogar noch Glück, dass ich mit der „Ahrn-Schlange“ bis zum Landeplatz nach Sand in Taufers reiten konnte.
Etwas enttäuscht über das Finale, aber dennoch extrem glücklich über meinen ersten Flug hier war das Flugabenteuer nach 7,5 Stunden und 139 FAI-Dreiecks-Kiloetern vorbei! WOW!!! Gefühlswallungen bis zum Schluss – und ich happy im Gras… |
Lessons Learned:
- Linienwahl bei 1. Querung von Daniel Tyrkas besser – wenn die Basis-Höhe passt…
- bei flachen Gratausläufern „Sicherheitshöhe“ nicht unterschreiten
- wenn der Südwind nicht arg spürbar ist reichen 2700m vor der Querung ins Lüsener Tal
- 2. Wende unbedingt weiter nach Süden setzen, mir wurden über 10km bei der 1. Wende für die Auswertung gestrichen!
- Kamera-Akkus: fielen schon wieder aus!!! Nur 1 Foto bzw. 3s-Videos möglich vor autom. Abschaltung -> Ersatzakku zum Inflight-Wechsel mitnehmen, Neopren-Schutzhülle oder Kamera direkt am Körper tragen
- BoomSport neu trimmen lassen / oder gleich neuen Leinensatz drauf / oder gleich was Neues? Mal sehen, der Winter is lang 😉
Hast Du bis hier hin durchgehalten? Dann würde sich mein Gästebuch extreeem über eine kleine Wortspende freuen! *ggg* |
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